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Voraussetzungen

(Auszüge aus der Broschüre, gekürzt und bearbeitet von Dr. Sijben, Orginal siehe unter www.behrens-moorhof.de)

Lieber Leser dieser Broschüre,
die kleinen und genügsamen Dexterrinder haben ihr Interesse geweckt, und sie spielen mit dem Gedanken Dexterrinder zu erwerben. Man kann Auto fahren ohne etwas von der Technik eines Autos zu verstehen. Rinderhaltung ohne Grundkenntnisse aber ist wie Auto fahren ohne Kenntnisse der Straßenverkehrsordnung. Eine Zeitlang kann es gutgehen, aber irgendwann passiert etwas. Mit folgenden Beitrag möchte ich Ihnen die nötigsten Informationen für den Einsteiger in die Dexterzucht zukommen lassen. In Deutschland werden z. B. Dexter gehalten, um ungenutzte Grasflächen kurz zuhalten (lebendiger Rasenmäher), als Gesellschafter und Weidepfleger anderer Tiere, wie z.B. Pferde, Pony´s, Schafe oder Ziegen, oder sogar Gänse. Es gibt Dexterbestände, die als Mutterkuhherden gehalten und zur Erzeugung von Fleisch gehalten werden, und ein geringer Teil wird gemolken. Aber fast alle haben Familienanschluß.

Die Dexter und die Weide

Nun mag man glauben , die Weideperiode sei die leichteste im Jahr: einfach Kuh aufs Gras und Selbstbedienung – fertig. Nur vergißt man dabei, daß die Rinder nicht mehr durch Wälder und Auen streifen und sich nach Belieben bedienen , sondern auf einer abgezäunten Fläche eingesperrt sind. Haben sie zuviel Fläche zur Verfügung, wächst ihnen das Gras über den Kopf, haben sie zuwenig, werden sie nicht satt. Die Kunst , immer ausreichend weidereifes Gras die gesamte Weideperiode über zur Verfügung zu haben , nennt man Weideführung. Das natürliche Sommerfutter ist im Regelfall gar nicht so natürlich. Die Urkuh fand nie reine Grasbestände vor, sondern ein Gemisch von trockenem vorjährigem und durchwachsenem jungen Gras . Kennzeichnend ist die Vorliebe der Dexter für Wegränder und Grabenböschungen. Sehr junges Gras ist nicht weidereif, hat zuviel Eiweiß und wenig Rohfasergehalt. Füttert man kein Heu oder Stroh dazu, muß man mit Durchfällen rechnen. Bei den Weidegräsern unterscheidet man in Ober- und Untergräser. Die Obergräser wachsen hoch und bringen mit ihrer Stengelmasse den wichtigen Rohfaseranteil ins Futter. Die Untergräser bilden praktisch die Unterwolle, bringen mit viel Blattmasse gutes Futter und sind bei der Weidenutzung von großer Bedeutung. Dazu kommen wertvolle Futterkräuter, die durch ihren Mineralstoffgehalt und ihren hohen Nährstoffgehalt zur Komplettierung der Weideration beitragen. Wertvolle Gräser und Kräuter sind z.B. Glatthafer, Knaulgras, Wiesenlieschgras, Wiesenschwingel, Wiesenfuchsschwanz, Rotschwingel, Deutsches Weidelgras, Wiesenrispe, Goldhafer, Weißes Straußgras, Weißklee, Gelbklee, Wiesenrotklee, Löwenzahn, Wiesenkerbel, Schafgarbe und Spitzwegerich. Diese Gräser und Kräuter sollten in einer guten Mischung vorhanden sein. Vorsicht ist bei zu viel Klee geboten, da sie durch ihren sehr hohen Eiweißgehalt zu Verdauungsproblemen führen können. Daneben gibt es einige Gräser und Kräuter, die man auf der Weide nicht gerne sieht. Auf nassen Wiesen treten Binsen und Seggen, auf trockenen die Rasenschmiele auf. An Kräutern sind Disteln, Brennesseln, Storchschnabel, Herbstzeitlose, Großer Ampfer und Sauerampfer zu nennen. Diese Pflanzen werden von den Tieren gemieden und verderben zum Teil die ganze Weide. Abgemäht und leicht angewelkt wird noch ein Teil dieser Pflanzen von den Dextern gefressen. Giftstoffe befinden sich in folgenden Pflanzen – Herbstzeitlose, in Hahnenfußarten, im Sumpfschachtelhalm, im Wiesenschaumkraut, im Ruchgras, im Adlerfarn und im Weißen Steinklee. Erkrankungen treten auf, wenn größere Mengen an Giftpflanzen auf einmal oder geringe Mengen über längere Zeit aufgenommen werden Einige dieser Giftstoffe, wie z.B. das der Hahnenfußarten zerfällt bei der Trocknung ( Heu) in ungiftige Bestandteile.

Besatzdichte

Eine Dexterkuh mit Kalb benötigt je nach Bodenbeschaffenheit und Grasaufwuchs 0,2 – 0,3 ha, auf 1 ha können also 3 – 5 erwachsene Tiere gehalten werden. Es gibt mehrere Möglichkeiten der Weidenutzung. Zum einen die Standweide, auf der die Tiere die ganze Weideperiode gehalten werden, die Mähstandweide, wo der Grasüberschuß im Mai/Juni durch Heuwerbung abgeschöpft wird und der Portionsweide mit wöchentlicher Futterflächenzuteilung von ca. 350 – 600 qm . Sinnvoll sind 2 – 3 Weideflächen um Pflegemaßnahmen wie düngen und Geilstellen abmähen in Ruhe durchzuführen. Auch der Graswuchs hat Zeit sich zu erholen. Natürlich müssen die Weiden eingezäunt sein. Bei den Dextern haben sich zwei stromführende Drähte in ca. 50 und 90cm bewährt die an stabilen Weidezaunpfählen mittels Isolatoren befestigt werden. Innerhalb der Weidefläche kann mit Kunststoffstangen und Elektroband die Fläche portioniert werden. Der Außenzaun sollte auf alle Fälle stabil und ausbruchsicher sein.

Das Dexterrind und die Fütterung

Das Dexterrind gehört wie alle Rinderrassen zu den Wiederkäuern , die Verdauungsorgane sind völlig anders als bei Schwein , Pferd oder uns Menschen. Ihre Funktion befähigt das Rind, selbst Futtermittel, die ein Schwein nur noch als Einstreu benutzen würde, in Milch und Fleisch umzusetzen. Es beginnt mit dem eigenartigem Gebiß des Rindes , es besitzt nämlich im Oberkiefer keine Schneidezähne, sondern eine Hornplatte. Damit kann es nicht das Gras abbeißen wie z.B. ein Pferd, sondern es zieht sich mit Hilfe der langen, rauhen Zunge ein Grasbüschel heran und reißt es ab. So rupft es sich das Maul voll und schluckt das Gras runter. Das abgeschluckte Futter gelangt über die Speiseröhre nicht in den Magen, sondern wird erst vorbehandelt . Die Speiseröhre hat nämlich gewaltige Ausstülpungen, die sogenannten Vormägen: Pansen , Netzmagen oder Haube und Blättermagen oder Psalter. Der Pansen ist im Grunde eine mächtige Gärkammer und hat das erstaunliche Volumen von ca. 120 – 150 l beim Dexterrind. Er ist durch Einschnürungen in mehrere Abteilungen aufgeteilt und kann immerhin 20 – 40 kg Futter aufnehmen. Nur , Drüsen wie in Magen und Darm enthält der Pansen nicht. Das Rind bedient sich einfach anderer Lebewesen, um die schwerverdauliche Pflanzenmasse aufzuschließen. Milliarden von Bakterien und Einzellern bevölkern den Pansen. Damit diese effektiver arbeiten können, erleichtert das Rind ihnen die Sache. Da es beim Fressen wenig Zeit zum Kauen hatte, legt es sich erstmals zu Ruhe. Es schaut einen Augenblick träumerisch in die Gegend – und flupp, plötzlich hat es wieder dicke Backen und beginnt zu kauen : es käut wieder. Bereits von Bakterien angegriffene Pflanzenteile werden durch einen Reflex ins Maul zurück befördert und genüßlich zu einen feinen Brei zerrieben. Dabei fließt Speichel in gewaltigen Mengen, vielmehr noch als schon beim Fressen. Ein Dexterrind mit richtiger Fütterung produziert pro Tag die unglaubliche Menge von ca. 130 l Speichel. Dieser hat nicht nur die Aufgabe, das Futter gut rutschen zu lassen, er ist auch stark alkalisch ( PH 8 – 8,5 ) und neutralisiert die von den Bakterien produzierten Säuren im Pansen. Deshalb ist Futter, auf dem es ordentlich kauen muß, strukturiertes Futter, für das Rind lebenswichtig. Das Futter wird im Maul mit 50 bis 60 Kauschlägen in der Minute durchgekaut und wieder abgeschluckt. Das Wiederkäuen macht etwa ein Drittel des Tageslaufes eines Dexterrindes aus, etwa die gleiche Zeit, die es auch zum Fressen braucht. Im Pansen unterdessen sind die Bakterien fleißig an der Arbeit. Ein Großteil der Nahrung , bei Stroh sogar 40% bestehen aus der für Nichtwiederkäuer weitgehend unverdaulichen Zellulose. Kein Verdauungsferment ist in der Lage, Zellulose zu spalten und damit verdaulich zu machen. Nur Bakterien haben solche Fermente. Durch wellenförmige Zusammenziehung stürzt der Panseninhalt über die unteren Einschnürungen und wird gründlich durchgemischt. Mit dem Stethoskop hört es sich an, als würde ein altes Klo abgezogen. Fehlende Pansenbewegungen deuten ebenso wie fehlendes Wiederkäuen auf eine ernsthafte Störung hin. Den Bakterien gelingt es zu 50 – 60 % aus der Zellulose Kohlenhydrate zu gewinnen. Eine andere Gruppe stürzt sich nun auf die Kohlenhydrate Stärke und Zucker und werden im Stoffwechsel zu Blutzucker. Neben der Rohfasernutzung läuft im Pansen noch ein dritter bakteriell gesteuerter Vorgang ab, nämlich die Eiweißsynthese. Die Bakterien bauen von dem pflanzlichem Eiweiß ca. 70 % ab, so daß nur noch Ammoniak übrigbleibt., diesen benutzen sie dann als Stickstoffquelle für ihren Körpereiweißaufbau. Sie fressen Kohlehydrate und Ammoniak und wachsen dabei prächtig- wenn ausreichend Kohlehydrate vorhanden sind. Ist einmal in der Nahrung nicht genug Eiweiß vorhanden, kann das Rind den Harnstoff, statt ihn über die Niere auszuscheiden, über den Speichel in den Pansen zurückführen und ihn für die Bakterienproteinsynthese nutzen. Sogar auf dem Vitaminsektor ist das Rind weitgehend Selbstversorger. Vitamin B wird im Pansen aufgebaut, Vitamin C in der Leber und Vitamin D in der Haut, sofern das Dexterrind in der Sonne herumläuft. Man kann meinen, bei einem solch feinen Apparat könnte nichts schiefgehen. Es kann schon. Wie erwähnt, produzieren die Bakterien eine Menge Säuren, diese hemmen aber die Bakterientätigkeit. Die Pansensäuren müssen also abgepuffert werden, daß der Säuregrad im Pansen fast neutral ist. Dieses geschieht durch den Speichel. Bei hochverdaulichen, schnell abbaubaren Futtermitteln wie Getreide und Kraftfutter geschieht die Säureproduktion sehr schnell, das Rind braucht auch bei solchem Futter wenig zu kauen , also fließt auch zuwenig Speichel und schon haben wir den Salat ! Deshalb ist gut strukturiertes Futter wie Heu für einen Wiederkäuer lebenswichtig.

Im Sommer sollte eine Dexter mit dem Weidegang genügend versorgt sein , schließlich frißt sie pro Tag 35 – 50 kg Gras. Weidereifes Gras ist ein vollwertiges Futter mit hohem Vitamin-A-Gehalt und ausreichend hohem Mineralstoffgehalt, nur Natrium muß über einen Leckstein angeboten werden. Auf Mineralstoff armen Böden , wie es bei moorigen und anmoorigen gegeben ist, darf eine Mineralstoffversorgung z.B. über einen Leckstein ( bewährt hat sich eine Leckschale von der Fa. Salvana, wo die Mineralien in Sirup ähnlicher Masse angeboten wird) notwendig sein. Im Herbst und Winter ist eine erwachsene Dexterkuh mit 4 – 5 kg Heu und z.B. 300g Trockenrübenschnitzel pro Tag. ausreichend versorgt,. Wichtig ist eine Grundfutterration mit hohem Rauhfutteranteil. Bei der Winterfütterung dürfen wir die Mineralstoffversorgung nicht außer Acht lassen. Vielleicht ist die Mineralstofffrage in der Vergangenheit etwas überbewertet worden, aber der Bedarf muß nach wie vor gedeckt sein. Mineralstoffe sind keine Wundermittel, sondern anorganische Stoffe, von denen der Körper eine bestimmte Menge braucht. Ein Teil davon ist in den Futtermitteln enthalten, der Rest muß in Form von Mineralstoffmischungen gegeben werden. Die wichtigsten Mineralstoffe für das Dexterrind sind Kalzium, Phosphor, Natrium und Magnesium. Dazu kommen die Spurenelemente Zink, Kupfer und Mangan. Die übrigen, in der menschlichen Ernährung wichtigen, bringen bei Rindern in der Regel keine Probleme. Eine 300 kg schwere Dexterkuh braucht 12,5 g Kalzium und Phosphor pro Tag zur Erhaltung, dazu 4,5 g Natrium. Niederträchtige Kühe sollte man verhalten füttern, setzt die Kuh zuviel Fett an, hat sie Probleme mit der Geburt oder wird gar nicht erst tragend. Man sagt “ das Auge des Züchters füttert mit „.Die Kälber sollten bei der guten und reichhaltigen Milch der Mamas im Normalfall ausreichend versorgt sein, sie knabbern schon nach wenigen Tagen am Heu und kosten auch schon das Gras. Nach dem Absetzen sollte verhalten ein wenig ernergiereiches Futter angeboten werden. Zuviel des Guten geht meist auf Kosten des Skelettes, die Kälber sollen falls sie für die Zucht bestimmt sind , nicht gemästet werden. Wichtig ist im Sommer und im Winter eine ausreichende Wasserversorgung. Ein Dexterrind säuft am Tag durchschnittlich 30 – 40 l, dieses sollte immer frisch und sauber sein. Tränken aus Bächen und Gräben ist nicht zu empfehlen. Es gibt einige Futtermittel, die gefährlich werden können, wenn von ihnen zuviel gefüttert werden. Richtig gefährlich sind solche , die die Pansengärung durcheinanderbringen. Zum Beispiel große Mengen Äpfel ( wenn die Dexterrinder auf einer Streuobstwiese grasen können) schädigen mit ihrer Säure die Pansenflora und führen zu heftigen Durchfällen. Einige Futtermittel können zu Blähungen des Pansen führen (aufblähen). Dies sind vor allem junger Klee und stark gedüngte Zwischenfrüchte z.B. Rüben. Verdorbenes und verschimmeltes Futter sollten tunlichst nicht gegeben werden, auch gefrorenes Futter gehört nicht auf den Speiseplan eines Dexterrindes.

Zusammenfassend hier noch einmal die Grundsätze für eine tiergerechte Fütterung : 1. Wiederkäuergerechte Fütterung, also Beachtung der besonderen Ansprüche hinsichtlich Rohfaser und Struktur des Futters. 2. Leistungsgerechte Fütterung, also Erfüllung der Bedarfsnormen für Energie und Protein, keine Unterversorgung, aber auch keine Überversorgung ! 3. Ausreichende Mineral- und Wirkstoffversorgung, also Erfüllung der Bedarfswerte, wobei Unterversorgung genauso schädlich ist wie hohe Überversorgung, besonders bei Kalzium( bei Vitamin-A armen Futtermitteln, wie Maissilage, muß auch die Vitaminversorgung im Auge behalten werden.)

Die Unterbringung des Dexterrindes und was noch dazu gehört

Rinder fühlen sich am Wohlsten bei Temperaturen von 0 – 20 Grad, das einzige was sie nicht besonders schätzen ist Zugluft und Dauerregen. Das Dexterrind kann ganzjährig auf der Weide gehalten werden. Natürlich mit gewissen Einschränkungen : der Boden muß wasserdurchlässig sein, in Schlamm und Matsch fühlt sich kein Tier auf Dauer wohl. Am ehesten eignet sich die ganzjährige Außenhaltung daher auf Sandboden. Bei Moorboden zum Beispiel , würde die Grasnarbe im Herbst und Winter zertreten, dieses kann auch auf Sandboden geschehen, vor allem an der Futterstelle und im Tränkbereich. Diese Bereiche sollten nach Möglichkeit befestigt sein oder müssen von Zeit zu Zeit verlegt werden. Auf alle Fälle muß dem Dexterrind ein Unterstand angeboten werden, das heißt ein an drei Seiten geschlossener Offenstall, wo das Dexterrind vor Dauerregen und zu großer Hitze Schutz finden kann. Pro Dexterkuh ist eine Stallfläche von 3 qm vorzusehen. Der Stallboden sollte befestigt sein z.B. Beton oder Pflaster und mit Stroh eingestreut sein. Nach Möglichkeit sollte das Futter im Offenstall vorgelegt werden, auf genügend Fressplätze, die mit einem Fressgitter abgeteilt sind , ist zu achten , so daß alle Tiere gleichzeitig fressen können. Soll das Futter außerhalb des Offenstalles gereicht werden , empfiehlt sich eine Rundraufe mit Dach. Probleme kann es im Winter mit der Wasserversorgung geben, die Tränke muß frostfrei abgesichert werden., ansonsten muß zweimal am Tag Wasser in Wannen ( große Maurerbaljen ) angeboten werden. Natürlich kann das Dexterrind im Herbst nach der Weideperiode auch aufgestallt werden. Hierzu bietet sich ein mit Stroh eingestreuter Laufstall an, wobei man wieder pro Tier mindestens 3 qm Stallfläche berechnen sollte. Bei der Anbindehaltung ist darauf zu achten , daß die Liegefläche nicht zu lang ist, da sonst der Kot nicht in die Kotrinne fällt und das Dexterrind sich mit demselben fürchterlich beschmutzt. Wie wir nun schon bemerken konnten frißt das Dexterrind nicht nur, sondern es macht auch Mist ! Also benötigt man zum Einen Lagerraum für die Futtermittel und einen Lagerplatz für den Mist. Im Laufstall benötigt man pro Dexterrind und Tag 5 – 6 kg Stroh. Streut man weniger, entwickelt sich der Laufstall schnell zum Schlammbad, denn der Kot ist sehr wasserhaltig und außerdem scheidet das Dexterrind etwa 15 Liter Harn pro Tag aus. In der Anbindehaltung kommt man mit weniger Stroh aus , ca. 1,5 kg. Den Mist muß man natürlich auch lagern können, also benötigen wir einen Platz für den Misthaufen. Der Misthaufen sollte bei einer Lagerhöhe von 2,5 m pro Dexterrind 1,2 – 1,5 qm betragen. Eine kleine Umfassungsmauer, an einer Seite offen, etwa 1 m hoch und 0,25 m stark, erleichtert das Stapeln.

Die Gesundheit- und Vorsorge beim Dexterrind

Der Begriff “ Gesundheit“ läßt sich nur schwer durch die Aufzählung einzelner Merkmale hinreichend erläutern. Nur die Beachtung des Gesamtbildes, die Beobachtung des Zusammenspieles aller Funktionen lassen ein Urteil über den Gesundheitszustandes eines Dexterrindes zu. Da das Dexterrind nicht imstande ist, uns eine Störung seines Wohlbefinden mitzuteilen, ist eine sorgfältige Beobachtung aller Lebensäußerungen und besonders aller Abweichungen vom normalen Verhalten für uns von größter Bedeutung.

Die Futteraufnahme erfolgt beim gesunden Dexterrind mit gutem Appetit und ohne Zögern, nach der Futteraufnahme wird bald mit dem Wiederkäuen begonnen.

Der Ernährungszustand soll derart sein , daß bei ausreichender und ausgeglichener Fütterung die Körperformen durchweg abgerundet erscheinen.

Die Haut des gesunden Dexterrindes ist weich, elastisch und glatt. Die äußere Körpertemperatur soll an der ganzen Körperoberfläche gleich sein, lediglich Ohren, Hörner und Füße fühlen sich meist etwas kühler an.

Das Haarkleid des gesunden Dexterrindes ist geordnet, die einzelnen Haare sind glatt und glänzend.

Die Körperhaltung des ruhenden Dexterrindes soll eine gewisse Gelöstheit und behäbige Ruhe widerspiegeln; das nicht ruhende Dexterrind trägt Hals und Kopf aufrecht und zeigt in allen Bewegungen Ungezwungenheit, Frische und Lebendigkeit.

Das gesunde Dexterrind beobachtet mit Interesse alle Vorgänge in seiner Umgebung. Der Blick ist dabei frei, das Auge klar und lebhaft.

Der Kot- und Harnabsatz soll leicht und regelmäßig erfolgen, der Kot nicht zu dünn ( Kuhfladen) sein, keine Farbveränderungen und keinen fremdartigen Geruch haben.

Die Pulszahl schwankt bereits unter normalen Verhältnissen. Eine erhebliche Steigerung tritt z.B. durch zunehmende Bewegung, durch Erregung. Durch erhöhte Außentemperaturen und mit dem Fortschreiten der Trächtigkeit ein.

Die Atmung soll regelmäßig , ruhig und ohne Beschwerden erfolgen. Bei zunehmender körperliche Anstrengung des Dexterrindes tritt eine Beschleunigung ein , jedoch muß diese nach einiger Ruhezeit wieder verschwinden.

Die innere Körpertemperatur unterliegt ebenfalls physiologischen Schwankungen. So ist sie im allgemeinen morgens am niedrigsten und abends am höchsten. Bei hochträchtigen Dexterkühen, bei hoher Außentemperatur und starker Bewegung ist sie etwas erhöht. Diese Schwankungen liegen jedoch im Bereich von Zehntelgraden. Eine stärkere Erhöhung nennt man Fieber. Dabei ist zu beachten, daß das Fieber grundsätzlich keine selbständige Krankheit ist, sondern immer Ausdruck einer Abwehrreaktion des Körpers ist. Die innere Körpertemperatur wird im After gemessen.

Normalwerte beim Rind
             Körpertemperatur °C     Puls           Atmung
                                     Schlag/min     Atemzüge/min
Kalb         38,5 - 39,5             90 - 105       30 - 50
Jungrind     38,0 - 39,5             80 -  90       25 - 30
Kuh          37,9 - 38,5             50 -  70       18 - 28

Ein Buch über Rinderkrankheiten , womöglich farbig bebildert, liest sich wie Frankensteins Hauspostille. Man möchte meinen, es gäbe überhaupt kaum ein gesundes Tier, so viele Krankheiten sind möglich. In Wirklichkeit ist das Rind , und besonders das Dexterrind ein relativ widerstandsfähiges Haustier , und Gesundheit ist der Normalzustand.

Die Gesundheitsvorsorge dürfen wir aber nicht außer Acht lassen.

Immer wieder zu schaffen machen einem die Außen- und Innenparasiten, daß heißt verschiedene Wurmarten ,Läuse, Haarlinge und dergleichen mehr. Daher empfiehlt es sich , im Frühjahr und im Herbst vorsorglich das Dexterrind durch entsprechende Präparate , z.B. Ivomec im Aufgussverfahren über den Rücken zu behandeln. Die Anwendung ist einfach und hat sich bewährt. Die Klauenpflege darf nicht vernachlässigt werden , ansonsten muß mit Stellungsfehlern und folgenden gesundheitlichen Beeinträchtigungen gerechnet werden. Durch den Tierarzt des zuständigen Veterinäramtes erfolgen regelmäßige Untersuchungen auf Brucellose, Leukose und IBR. Bei artgerechter Haltung und Fütterung des Dexterrindes, unter Beachtung der oben aufgeführten Punkte werden sich die Dexterrinder bester Gesundheit erfreuen.(und die Notwendigkeit einen Tierarzt hinzuzuziehen müssen eine Ausnahme)

Der Umgang mit den Dexterrindern

Um das Dexterrind verstehen zu können, müssen wir etwas über die Verhaltensweise der Rinder wissen. Dexterrinder sind Herdentiere, also Sozialwesen. Bei Einzelhaltung sollte man dies berücksichtigen und für Gesellschaft sorgen. Das kann ein Pferd, Pony , Schaf oder Ziege sein. Durch die Domestikation hat das Rind viel von seinem ursprünglichen Temperament verloren, dennoch ist viel von der Verhaltensweise der Wildrinder übriggeblieben und wir können für den Umgang und Haltung sehr viel daraus ableiten. Die Lautäußerungen haben sich wahrscheinlich am wenigsten verändert. Zwei normale Laute werden unterschieden: einzelnes , hohes Muhen und tiefes , lautes Muhen aus voller Brust. Schmerzäußerungen gehen vom tonlosen Stöhnen bis zum Brüllen vor Schmerz über. Die Bewegungungen sind in der Regel gemessen und behäbig, schon Homer sprach vom schwerwandelnden Hornvieh. Doch sie können auch anders. Besonders der Weideaustrieb veranlaßt sogar alte Dexterdamen zu den albernsten Bocksprüngen. Und wenn sie diese Aktion noch in Nachbars Garten ausführt, ist ein Telefongespräch mit der Haftpflichtversicherung angebracht. Wie wir schon erfahren haben, ist das Dexterrind ein Herdentier und lebt in einem sozialen Verband. Untereinander herrscht eine gewisse Rangordnung. Das Dexterrind begrüßt seine Kollegen mit ausgestreckten Hals und tief gehaltenem Kopf. Das ist Demut- und Freundschaftsgeste. Dabei werden wir als Menschen der Einfachheit halber auch als Rindvieh begrüßt. In dieser Haltung kann das Dexterrind gut die Geruchsidentifikation durchführen. Erweist sich der Mensch als fremd, werden erst einmal schleunigst einige Schritte rückwärts gemacht. Der unmittelbare Fluchtradius ist gut ein Meter. Das stellt man auch beim Einfangen fest. Nur gute Freunde , und das können auch Menschen sein , dürfen diese Distanz unterschreiten. Von einem Dexterzüchter, der einer Kuh auf der Weide um den Hals fassen oder sie am Halsband fortführen kann, kann man sagen, daß seine Dexter Familienanschluß haben. Nachdem klar ist, daß das Dexterrind ein Herdentier ist, hat derjenige die meisten Chancen, Sympathie zu erwerben, der in seinen Augen Herdenmitglied ist. Das bedeutet häufigen Kontakt, auch wenn es mal nichts bei den Tieren zu tun gibt. Es gibt nichts wilderes als Rinder, welche ohne menschlichen Besuch den Sommer über auf eine abgelegenen Weide zugebracht haben. Will man so ein Rind einfangen, so ist der Effekt mindestens mit einem 5 km Jogging vergleichbar. Das Geheimnis besteht darin, jeden Tag , ob Sonne, ob Regen ,die Rinder zu besuchen und in einem Eimer ein paar “ Leckerli “ mitzubringen. Dann umdrängen einem die Rinder wie Kinder die heimkehrende Mutter. Beim Einfangen eines Dexterrindes sollte man sich betont langsam bewegen und beruhigend mit ihm reden. Die beruhigend redende Stimme wird vom Rind emotional bewertet ; es hat dann den Eindruck, daß ihm z.B. nichts gefährliches droht. Damit man wie ein ernst zunehmendes Hindernis wirkt, sollten die Arme ausgestreckt werden. Das Dexterrind wird ruhig, eventuell mit seinen Herdengenossen, wenn vorhanden, in eine Ecke getrieben, die man als Fangecke ausgestattet hat. Angriffe hat man eigentlich nur zu fürchten, wenn eine Dexterkuh mit Kalb und wenig Menschenkontakt auf der Weide läuft. Aber so ein Angriff wird in der Regel deutlich angekündigt und zumeist nicht ausgeführt. Hat man das Rind schließlich am Halsband oder Halfter, so ist bei einem ungewöhnten Rind noch lange nicht alles gewonnen. Das es da gelegentlich zu kleinen Blessuren kommen kann, hat zwei Ursachen; Erstens sind viele Dexterhalter sportliche Menschen, die eine gewisse kämpferische Auseinandersetzung mit ihren vierbeinigen Freunden nicht scheuen , und zweitens werden Schnelligkeit und Kraft oft unterschätzt. Die einzige Kopfhaltung wo das Dexterrind nicht seine Kraft zur Entfaltung bringen kann , ist seitlich nach unten. Durch einige Ehrenrunden auf der Stelle kann man es von der Sinnlosigkeit der Fluchtversuche überzeugen. Schon als Kalb sollte das Anbinden und auch das Führen am Strick geübt werden. Sind die Dexterrinder das Gehen am Halfter gewohnt, gehen sie meist wie ein Hund an der Leine. Selbst der Bulle macht dann beim Führen wenig Umstände, nur sollte man ihn mit einer Führstange im Nasenring auf Distanz halten ( Vorschrift)! Seine freundschaftlichen Rippenstöße halten menschliche Rippen nicht immer aus, und ist noch eine Wand auf der anderen Seite, so kann sich der menschliche Körperquerschnitt in lebensgefährlicher Weise verringern.

Soll der Bulle vorübergehend irgendwo angebunden werden, so reicht ein Strick im Nasenring dafür in keiner Weise aus. Man muß schon ein festes Halsband oder Halfter verwenden. An der Nase sind natürlich alle Dexterrinder empfindlich, will man ein Rind kurz festhalten, faßt man mit Daumen und Zeigefinger in die Nasenlöcher und hält mit der anderen Hand, wenn vorhanden , das äußere Horn fest. Der Kopf muß dabei möglichst weit unten bleiben. Vom Augenverdrehen sollte man sich dabei nicht beeindrucken lassen. Für längeres Halten, etwa bei tierärztlichen Behandlungen, gibt es sogenannte Nasenzangen. Da die Kälber zu kleine Nasenlöcher haben, faßt man sie mit dem Daumen über den Unterkiefer ins Maul, dort, wo sie keine Zähne haben. An der alten Weisheit , Tiere zu erziehen mit“ Zuckerbrot und Peitsche“ ist natürlich einiges dran. Unsere Dexterrinder sollten aber auf alle Fälle mehr “ Zuckerbrot “ bekommen. In der Praxis muß man doch gelegentlich zeigen, wer in der Herdenrangfolge ganz oben steht, dazu benötigt man den “ verlängerten Arm“ ; Die allermeisten Rinder wissen aus Erfahrung, wie knochenhart der „Vorderfuß“ eines Menschen, nämlich sein Stock , zuschlagen kann. Mit diesem klopfen wir zur Ermahnung z.B. auf die Hörner oder auf die Keulen des Rindes, falls es unseren Anordnungen nicht folgt. . Natürlich liegt hier die Betonung auf klopfen und nicht auf schlagen, denn wer einem Tier unnötige Schmerzen zufügt , macht sich der Tierquälerei schuldig. Durch den regelmäßigen und ständigen Umgang mit dem Dexterrind wissen auf der einen Seite wir, auf der anderen Seite die Dexter meistens was zu tun und zu lassen ist. Ein erwachsener Mensch hat viel Verstand und wenig Angst. Ein zweijähriges Kind sieht die Welt umgekehrt; mit wenig Verstand und viel, viel Angst. Die alte Dexterkuh und der kraftstrotzende Dexterbulle sind dem Hirn nach zweijährige Kinder. Das Können des erfahrenen Dexterzüchter besteht darin, den Tieren die Angst zu nehmen. Der Mensch kann seine Stimmung auf das Rind übertragen. Mit Worten und mit den Händen. Die Streicheleinheiten, wie man so salopp sagt, besitzen wahrscheinlich Wirkungen, die in ihrer Gänze nur von großen Könnern intuitiv erzielt werden. Ein Beispiel ist Frau Tellington-Jones, welche 1993 in einem Buch entspannende , beruhigende Streichel-Massagen für zahlreiche Tierarten veröffentlichte. Zum Wohle der uns anvertrauten Dexterrinder sollten wir daran arbeiten, unsere Tiere in ihren arteigenem Verhalten zu verstehen und behutsam in die von uns gewünschten. Bahnen zu lenken.

Die Wirtschaftlichkeit des Dexterrindes

Als Zweinutzungsrind, das heißt Milch – wie auch Fleischproduktion , kann das Dexterrind natürlich wegen seiner geringen Größe und Gewicht gegenüber den spezialisierten Milch- und Fleischrinderrassen nicht mithalten. Seine Stärken liegen mehr in seiner Einzigartigkeit als älteste , kleinste europäische Rinderrasse, in seiner Genügsamkeit und seinem angenehmen Wesen. In den Jahren 1960 – 1970 stand das Dexterrind noch auf der roten Liste der gefährdeten Haustierrassen. Für Selbstversorger und Direktvermarkter stellt das Dexterrind eine Alternative dar, wie auch als Weidepfleger auf extensiven Grünlandflächen ( Naturschutz). Ein zweijähriger Dexterbulle hat im Durchschnitt 150 – 170 kg Ausschlachtgewicht. Das Fleisch ist feinfaserig, ganz leicht von Fettadern durchsetzt (marmoriert ) und hat einen vorzüglichen Geschmack. Eine Dexterkuh gibt im Durchschnitt 2500 kg gehaltvolle, fettreiche Milch. Durch zusätzliche Kraftfuttergaben sind Milchmengen bis zu 4200 kg möglich ( in England laut Milchkontrolle ). In der heutigen Landwirtschaft muß mit jedem Pfennig gerechnet werden und ohne Subventionen läuft da gar nichts mehr, will ich über die Wirtschaftlichkeit der Dexter mal eine ( Milchmädchen)Berechnung aufstellen:

Nun habe ich einen Dexterbullen zum Schlachten, zwei Jahre lang gefüttert und kann ihn über Direktvermarktung an den Mann oder Frau bringen.

Sein Ausschlachtgewicht liegt bei 160 kg und ich bekomme pro kg 12,– (DM + 1.920,00) Der Schlachter arbeitet leider nicht umsonst, sondern will fürs schlachten und zerlegen haben. (DM – 240,00) Diesen Bullen habe ich zwei Jahre lang mit Gras, Heu und eventuell Kraftfutter gefüttert, habe Stroh zum Einstreuen verbraucht, mußte die Weideflächen düngen und der Tierarzt war zwischendurch auch mal da, an Kosten rechne ich mit DM 1,50 täglich (DM – 1.095,00) Da bleiben theoretisch (DM +585,00) übrig.

Meine Arbeitskraft, Gebäude und Weideflächen, Geräte, Wasser, Strom, sowie die Haftpflichtversicherung habe ich nicht berücksichtigt. Einem landwirtschaftlichen Betriebsleiter würden bei dieser Berechnung wohl die Haare zu Berge stehen.

Die Voraussetzungen um Dexter zu halten

An Voraussetzungen um Dexter zu halten , ist als erstes Verantwortung zu übernehmen für die in meiner Obhut befindlichen Dexterrinder, zweitens viel Liebe und Verständnis für das Mitgeschöpf Tier, drittens viel Zeit, viertens ausreichend Weidefläche und Platz, sowie eine gehörige Portion Idealismus!