Von England zu uns nach Deutschland.

 

(Verfasser: G. Fedorov)

Als ich Mitte der Sechziger in der Nordsee Zeitung in Bremerhaven zum ersten Mal von der Absicht las, Dexter aus Großbritannien nach Deutschland einzuführen, konnte ich nicht ahnen, dass meine Frau und ich kaum zehn Jahre später Eigentümer solcher Tiere sein würden. Meine Reaktion damals war ungläubiges Kopfschütteln und die Frage „Brauchen wir die hier wirklich?“

 

Seit 1965 bemühte sich Herr Dr Hans Hentscher, Tierarzt in Hennstedt (Dithmarschen), um die Einfuhr von Dextern, schon damals ein kaum glaublicher Hürdenlauf, Tuberkulose, Brucellose, Leukämie-Bescheinigungen. Endlich am 3. April 1970 erteilte die Gesundheitsbehörde in Hamburg die Einfuhrgenehmigung. POLLARD KINGFISHER, PARNDON DOT, PARNDON GREENFINCH, POLLARD POLKA, und POLLARD HERON, im Amtsdeutsch „Sperrvieh“ genannt, tauschten am 4. Mai ihre heimatlichen Wiesen gegen Weiden in Dithmarschen ein.

 

Im Februar 1974 gingen PARNDON DOT, PARNDON GREENFINCH, POLLARD HERON, und zwei zunächst nicht registrierte Dexter Kühe durch Zufall in unser Eigentum über. Bevor sie die „große Reise“ ins Hessische antreten konnten, wurde PARNDON DOT durch einen Unfall verletzt und musste notgeschlachtet werden. KINGFISHER war wegen „übermäßiger Selbstständigkeit“ seinem irdischen Richter überantwortet worden, POLKA soll bei einem Feuer irgendwo „zwischen den beiden Meeren“ umgekommen sein. GREENFINCH wurde in unserem Betrieb 29 Jahre und 51 Wochen und kalbte letztmalig im Alter von 25 Jahren.

 

Aber zunächst waren wir die einzigen Dexterzüchter in Deutschland und nicht sehr erfolgreich. Erst 1979, als wir zwei Kühe mit Kalb bei Fuß und den belgischen Dexter-Bullen, BOLIDE DU MURY-MARAIS, aus Holland einführten, ging es mit der Dexterzucht bergauf.

 

Während jener Zeit fielen Professoren und Studenten verschiedener Universitäten, Veterinäre, Veterinärämter, und Landwirte von nah und fern, völlig überraschend bei uns ein, um Europa’s kleinste Rinder zu begutachten.

 

Bei der Verbreitung der Dexter in Deutschland machten sich Herr Georg Klaus aus Gienau bei Dahlenburg und Herr Harald Koch aus Hamburg im besonderen Maße verdient. Nicht zu unterschätzen jedoch, ist der Beitrag, den Frau Dr. Ulrike Remer (Bielitz) und Herr Hartmut Ehlers für die Erhaltung der Dexter in Deutschland geleistet haben. Frau Remer, vormals Assistenzärztin bei Herrn Dr. Hentscher, suchte in Dithmarschen nach Nachkommen KINGFISHERs, der bei seinen Escapaden verschiedene Kühe anderer Rassen auf Nachbarhöfen zu „Mutterglück verhalf“. Diese fanden auf Hof Weide bei Bimöhlen ein neues Zuhause. Durch Zielstrebigkeit und Ausdauer mit Hilfe neuen Tiermaterials aus Großbritannien und Dänemark gelang Herrn Ehlers die Rückzüchtung reiner Dexter. Über zwanzig Jahre später, steht heute bei der Hofgemeinschaft Weide-Bimöhlen die vermutlich größte Dexterherde Deutschlands.

 

In den frühen Neunzigern schlug Herr Georg Klaus ein Treffen aller Dexterzüchter Deutschlands vor. Unteren Anderen nahm Frau Mia Homberger-Kempter aus Wattwil in der Schweiz an dieser Zusammenkunft teil. Obwohl ursprünglich nur als Gesprächsrunde für interessierte Dexterzüchter gedacht, entstand schnell ein Verein, der Züchtern bei der Registrierung ihrer Tiere bei der Dexter Cattle Society (DCS) in England behilflich sein sollte. Einige engagierte Züchter verfolgten gleichzeitig – mit Erfolg – das Ziel der Anerkennung der Dexterrasse bei den Fleischrinderzuchtverbänden der Länder in Deutschland. Heute melden etwa ein Drittel der Dexterhalter ihre Tiere in Deutschland an. Die verbleibenden Mitglieder registrieren ihre Dexter-Nachkommenschaft auch heute noch in England. Über die verschiedenen Aspekte der Registrierung finden Sie in dieser Broschüre einen gesonderten Beitrag. (Englische Registrierung wird ab 31. März 2001 eingestellt! An einer Alternativlösung wird gearbeitet.)

 

Heute sind etwa fünfzig Personen mit insgesamt circa 400 Tieren Mitglied im Bundesrasseverband Deutscher Dexter-Züchter und -Halter, e.V. Die Mehrheit ist in Niedersachsen und Schleswig-Holstein ansässig. Dexterzüchter findet man außerdem in Nordrhein-Westfalen, sowie vereinzelt in Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, und Sachsen.

 

Große Nachfrage nach Dextern besteht aus Ländern des vormaligen Ostblocks, aus der Schweiz, Österreich, sowie vereinzelt aus Frankreich und Italien. Hauptlieferant für Dexter, nachdem ihre Einfuhr aus Großbritannien gestoppt wurde, ist Dänemark. Zu niederländischen Züchtern bestehen gute Kontakte.